Reisetagebuch

Kay und Sophie in Australien 2009

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Archive for September, 2009

Outback und des Teufels Murmeln

Für alle, die nicht wissen, was Outback eigentlich bedeutet: Das Wort kommt wohl von dem Spruch „Out the backyard“ (Alles was hinter dem Gartenzaun liegt). Im übertragenen Sinne steht es für das dünn besiedelte Hinterland, welches ein paar Kilometer hinter der Küste beginnt. Also alles sehr unbestimmt. 😉
Wir sind nach Ravenshoe auf den Kennedy Highway und nach ein paar Kilometern auf den Gulf Savannah Highway abgebogen. Diese, an manchen Stellen nur einspurige Straße führt in westliche Richtung über Normanton nach Mount Isa. Zwischen den angrenzenden „Orten“ liegen i.d.R. mindestens 150km. Es gibt dann dort eine bis drei Tankstellen inkl. Imbissbude und winzigen Supermarkt, einen Pub, Caravan Park und wenn man viel Glück hat einen Swimming Pool, so wie in dem 300 Seelennest Georgetown. Wir sind jeden Tag zwischen 600 und 700 km gefahren und waren danach immer ziemlich müde. Auf unserem Weg haben wir einige Road Trains, bis zu 55m lange LKW, und Millionen großer Termitenhügel gesehen. Die Landschaft hat sich von kargem Wald über wenige Bäume mit goldenem Gras hin zu goldenem Gras verändert. Trotzdem fanden wir die Landschaft irgendwie schön und anders.
Nach der Stadt Normanton sind wir auf dem Mathilda Way bis nach Mount Isa gefahren. Das ist die größte Stadt im Outback im Bundesstaat Queensland (25.000 Einwohner). Sie ist bekannt für ihre Erz- und Kupferminen. Nachdem wir eine Nacht dort verbracht haben, ging es weiter bis zur Grenze zum Bundesstaat Northern Territory.
Nach einer mehrere hundert Kilometer langen Fahrt und beginnenden Rücken- und Gliederschmerzen haben wir den späten Nachmittag sowie dann die Nacht bei den sogenannten Devils Marbles verbracht. In einer ansonsten baum- und buschlosen Einöde liegen Unmengen von überdimensionalen, kugelrunden Granitbrocken in unterschiedlicher Anordnung. Einmal liegen sie haarstreubend aufgetürmt zu einem haushohen Berg, das andere Mal findet man sie einzeln nur an einem winzigen Punkt mit dem Boden verbunden. 😮
Devils Marbles
Auf alle Fälle war es sehr schön, nach der langen Fahrt zwischen ihnen herum zu wandern. Am 30.9. sind wir dann endlich in Alice Springs angekommen.

Atherton Tablelands

Am 26.9. sind wir über das nette Städtchen Mareeba zum Lake Tinaroo, einem sehr großen Stausee, gefahren. Dieser ist weit und breit für hervorragende Möglichkeiten zum Wassersport bekannt, so dass auch jeder ein Boot, Jetski und sonstigen Schnickschnack dabei hatte. Wir haben uns da auf einen Campingplatz ein schönes Fleckchen gesucht und sind erstmal eine Runde schwimmen gegangen. Danach stand der Cathedral Fig Tree auf dem Programm. Das ist ein 48m hoher, über 500 Jahre alter Baum. Das ist nicht wirklich besonders spannend, oder? Falsch gedacht! Das besondere sind die Feigensamen, die sich in den Ästen der Bäume niederlassen, Wurzeln schlagen, welche dann irgendwann bis zum Boden reichen. Der Baum wächst also von oben nach unten. Nach und nach verdeckt ein Geflecht von Wurzeln mit stattlichem Umfang den ursprünglichen Baum („Wirt“) welcher schlussendlich abstirbt und einen holen lichtdurchlässigen Stamm hinterlässt. Die Krone dieses Baumes war so groß, wie 2 olympische Schwimmbecken. An mehr „kuriose“ Fakten können wir uns leider nicht mehr erinnern ;o) Einen ganz ähnlichen Baum gab es auch noch ein paar Km weiter zu bestaunen. Dieser wurde auch von einem Samen, der dann wurzeln geschlagen hat, belagert. Irgendwann ist die ganze „Konstruktion“ dann zu schwer geworden und auf den benachbarten Baum gefallen. Die Wurzeln sind auch danach noch fröhlich Richtung Boden gewachsen, so dass jetzt alles zusammen wie ein Vorhang aussieht – deswegen auch der Name „Curtain Fig Tree“. Und das Alles verursacht durch einen winzigen Samen, der von einem Vogel in der Krone eines Baumes „hinterlassen“ wurde – nach der Verdauung. Außerdem waren wir noch in einem der zwei Vulkankraterseen der Gegend schwimmen. Sehr erfrischend. Am nächsten Tag haben wir noch einen Abstecher zum Mount Hypipamee Crater und den nahe liegenden Wasserfällen gemacht. Der Vulkankrater ist mit Wasser gefüllt und niemand kann sagen, wie tief er eigentlich ist. Auf dem Rückweg sind wir dann noch einer kleinen Schlange begegnet. Da wir aber unser Schlangenbestimmungsbuch nicht dabei hatten, haben wir einen größeren Bogen um sie herumgemacht. Danach ging es endlich Richtung Outback und somit unserem Ziel, dem Ayers Rock, ein Stückchen näher.

Cape Tribulation

Die Großstadt Cairns gilt als die Hauptstadt der Tropen. Da wir aber den echten Dschungel dem Großstadtdschungel vorziehen, haben wir nach einem kurzen Stadtrundgang Cairns in Richtung Norden verlassen. Den ersten Stopp haben wir am Barron River eingelegt. In der angrenzenden Pumpstation wurden uns Bilder und Videos vom letzten Hochwasser gezeigt. Unser nächstes Ziel war das 150 km weiter nördlich gelegene Cape Tribulation. Der gleichnamige Ort liegt oberhalb des 16. Breitengrades im tropischen Regenwald des Daintree N.P. und ist einer der nördlichsten Punkte der australischen Ostküste, welcher mit einem normalen PKW auf befestigten Straßen erreichbar ist. Die Küstenstraße ist mit eine der schönsten, auf denen wir bisher gefahren sind. So weit das Auge reicht, gibt es hier weißen Sandstrand, blaues Wasser, Palmen und kaum eine Menschenseele. Um nach Cape Trib zu gelangen, muss man mit der Fähre den Daintree River überqueren. Nach der zweiminütigen Fahrt, auf der wir angestrengt aber erfolglos nach den angekündigten Krokos Ausschau gehalten haben, sind wir ein paar Kilometer später zu einem Wanderweg durch den Regenwald abgebogen. Der Weg an sich war sehr schön angelegt und wir haben sogar einen Boyd Dragon (mittelgroße Echsenart) gesehen. Gegen Ende des Weges wurde es auf einmal sehr laut im Regenwald. Es klang, als würde eine Horde Wildschweine auf uns zu rennen. Im Endeffekt waren es zwei sich verfolgende Cassowaries. Der Eine war wohl in das Gebiet des Anderen eingedrungen oder sie haben sich wegen einer Frau gestritten, wer weiß. 😉 Das ganze Spektakel endete, in dem sich die zwei Männchen schnaufend gegenüberstanden und das Weibchen abwechselnd eins der Männchen verjagt. War echt ein lustiges Schauspiel!
In der Region sind wir noch weiteren Wanderwegen durch den Regenwald oder durch Mangroven gefolgt und sind dabei ordentlich von Mücken gepiesackt worden. Übernachtet haben wir auf einem Campingplatz direkt am Meer, in dem wir abends auch noch Baden waren. Am nächsten Tag haben wir uns für eine exotische Fruchtverkostung angemeldet. Nachdem wir verschiedene, uns unbekannte Früchte vorher schon als Eis probiert hatten, wollten wir nun endlich wissen, wie sie aussehen und vor allem schmecken! Das Tasting war echt toll. Wir durften ca. 10 Früchte probieren, von der wir nur eine kannten – die Pomelo. Black Sapote z.B. wird auch als Schokoladenfrucht bezeichnet, und nicht nur, weil ihr Fruchtfleisch aussieht wie Schokolade. Da muss man beim Naschen endlich mal kein schlechtes Gewissen haben! Toll haben auch die Rollina und Sour Sop geschmeckt, die beide aus der Familie der Custard Apples (vielleicht kennt ihr davon die Durian??) stammen. Des Weiteren gab es Star Apple, Davidson Plum, Yellow Sapote (Aussehen und Konsistenz wie hartgekochtes Eigelb) und Bread fruit. Leider können die wenigsten Früchte nach Europa transportiert werden, weil sie zu empfindlich sind. Als besonderes Highlight wurde uns eine Cashew Nut gezeigt. Weiß einer von euch wie die Frucht eigentlich aussieht? Das Bild ist im Fotoalbum hochgeladen. Wieder was gelernt!
Nach Cape Trib und einer mückenreichen Nacht an einem einsamen Strand (wir sahen aus als hätten wir die Windpocken!) haben wir einen kurzen Halt in Port Douglas gemacht. Da jedoch die Staubwolke von Sydney nun auch hier oben angekommen war, sind wir relativ zügig nach Cairns weitergefahren, um unsere Vorräte aufzufüllen. Um alle zu beruhigen: Wir haben kaum etwas von dem Sandsturm mitbekommen. Es herrschte lediglich etwas schlechtere Sicht, wie auf manchen der Fotos zu erkennen ist. Um unser nächstes Etappenziel – die Atherton Tablelands – zu erreichen, sind wir an einem großen Wasserfall, den sog. Barron Falls vorbeigefahren. Nach einem kräftigen Regen ist dieser bestimmt überwältigend. Übernachtet haben wir anschließend in einem nahen Nationalpark.

Ein Spanisches Schloß im Regenwald

Die erste Attraktion, welche wir nach Mission Beach angesteuert haben, war der Paronella Park in der Nähe von Innisfail (20.09.). Dieser Park wurde in den 1930er Jahren vom exzentrischen Spanier José Paronella um einen wunderschönen Wasserfall herum angelegt. Da seine Großmutter ihm als Kind immer Geschichten von Schlössern erzählt hat, erfüllte er sich seinen Traum und erbaute in Mitten von tropischen Pflanzen zwei Schlösser mit Springbrunnen und Picknickarealen. Alle Gebäude sind heute verfallen und vom Urwald überwuchert, was jedoch den besonderen Reiz ausmacht.
Paronella Park
Wir haben den Park in einer Tages- und einer Nachttour besichtigt und auf dem dazugehörigen Zeltplatz übernachtet. Neben den Pflanzen und riesigen Bäumen wimmelte es im See nur so von Fischen, Schildkröten und riesigen Aalen. In einem Tunnel lebt außerdem eine Kolonie von seltenen, nur wenigen Zentimeter großen Mikrofledermäusen.
Am folgenden Tag sind wir weiter zu den Josephine Falls im Wooroonooran N.P. gefahren. In diesen natürlich wieder atemberaubend schönen Wasserfällen hat Kay ein erfrischendes Bad genommen, bevor es zu der The Boulders genannten Schlucht mit riesigen vom Wasser rund geschliffen Felsen im gleichen N.P. weiterging. Es gab einen kleinen kostenlosen Campingplatz, auf dem wir abends mit ein paar Westaustraliern ein BBQ veranstaltet haben. Einer davon, Jim, hat uns auf seinem gerade erstandenen Didgeridoo etwas vorgespielt und danach durften wir auch mal. Sophie hatte den Dreh ziemlich schnell raus, dann hieß es nur noch üben. Jim hat das Didgeridoo im nächsten Ort ziemlich günstig erstanden. Wir haben daraufhin beschlossen, da mal vorbei zu schauen. Der Aborigine, der die Instrumente herstellt, verkauft die sehr schönen Didgeridoos zu günstigen Preisen direkt in seiner Werkstatt und hat uns ein 220 Dollar teures Instrument für 150 Dollar verkauft. Das ca. 1,2m große Didgeridoo haben wir dann in Cairns zusammen mit ein paar anderen Souvenirs gleich mit DHL gen Heimat geschickt.

Zwischenstop in Mission Beach

Im wunderschönen Mission Beach haben wir ca. 3 Wochen verbracht. Kay hat fleißig gearbeitet und nebenbei noch unser Auto generalüberholt. Sophie konnte die letzte Woche noch in der Jugendherberge arbeiten und somit umsonst übernachten. Alles in allem war es eine sehr schöne Zeit.
Mission Beach
Wir haben viele nette Leute kennen gelernt. Mit Jen aus England hat Sophie einen Tagesausflug nach Innisfail zur Krokodilfarm unternommen. Dort werden einerseits Krokos gezüchtet, um Handtaschen daraus zu machen, andererseits werden die großen Krokodile, die in den umgebenden Flüssen lebten und auffällig wurden, dort „einquartiert“, damit sie keine Gefahr mehr darstellen. Gregory z.B. ist 4,90m lang, knapp 80 Jahre alt und lebte im Tully River – ganz in der Nähe wo Kay gearbeitet hat! Das war schon beeindruckend. Die „Tierchen“ wurden auf der Tour per Hand gefüttert, d.h., der Pfleger hat aus ca. 50cm Entfernung zu den Krokos mit Wildschweinfleisch vor deren Mäulern herumgewedelt.
Krokodil
Irgendwie lebensmüde! 😉 Zum Schluss der Fütterungstour durfte jeder noch ein junges Krokodil auf den Arm nehmen. Außerdem konnte man in dem Park Kängurus und Wallabies mit der Hand füttern. Das war natürlich obersüß!! Nach dem Parkbesuch haben Sophie und Jen noch einen Abstecher zu den Millaa Millaa Falls im Atherton Tableland gemacht. An diesem atemberaubend schönen Wasserfall sind schon so einige Werbespots für Schwarzkopf usw. gedreht worden, bei denen die Frauen ihre Haare ins Wassertauchen und dann den Kopf zurück werfen. Auch André Rieu hat da schon ein Musikvideo gedreht! Dem Sprung in die eiskalten Fluten konnten die beiden dann nicht widerstehen. Kay hatte glücklicherweise später die Gelegenheit, den Wasserfall zu sehen, als er ein Auto nach Atherton überführen musste. An den Wochenenden haben wir diverse Tagesausflüge unternommen. Zum Beispiel sind wir einmal zum Tully River gefahren, um darin zu Baden. Zuerst haben wir uns natürlich davon überzeugt, dass es da keine Krokos gibt 😉 . An einem anderen Tag sind wir in den Misty Mountains Nationalpark gefahren. Auf der Wanderung zu den spektakulären Elisabeth Grant Falls sind uns Cassowaries über den Weg gelaufen. Das sind sehr hübsche, straußengroße Vögel mit schwarzem Gefieder und einem blau-roten Kopf, auf dem ein Horn sitzt. Diese Vögel haben wir auch auf einer Wanderung auf den Bicton Hill in Mission Beach wiedergesehen. Außerdem lebt in der näheren Umgebung von unserer Jugendherberge ein etwa 9 Monate altes Cassowary. Da bei den Erwachsenen gerade wieder Paarungszeit ist, musste das Jungtier das Territorium verlassen.
Cassowary
In der Jugendherberge war auch immer etwas los. Abgesehen von den vielen Tieren wie z.B. übergroßen Rhinozeroskäfern und Heuschrecken, Bandicoots und giftigen grünen Baumschlangen, von denen der Hauskater eine vor unser Zelt gelegt hatte, hat der Eigentümer eine große Geburtstagsfeier mit Reggaeband gegeben, zu der der halbe Ort eingeladen war.
Ein besonderes Erlebnis war eine Schnorcheltour im Great Barrier Reef. An einem Sonntag sind wir morgens mit einem kleinen Boot und bei hohem Wellengang in Mission Beach gestartet. Nach einem Zwischenstopp auf Dunk Island ging es dann 1,5 Stunden bei noch höheren Wellen hinaus zum sog. Eddy Reef am äußeren Riff. Dort hatten wir dann drei Stunden Zeit, die Unterwasserwelt mit den wunderschön farbenfrohen Korallen und Fischen, Schildkröten und harmlosen Riffhaien auf eigene Faust zu erkunden.